weihnachtsinsel-ratte Rattus nativitatus
Ein Bild der heute ausgestorbenen Weihnachtsinsel-Ratte aus dem Buch A Monograph of Christmas Island (Indian Ocean) von 1900. Ihr Fell war dunkelbraun und sie hatte auf dem Rücken eine Fettschicht. Biodiversity Heritage Library, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)

Weihnachtsinsel-Ratte

Eingeschleppter Parasit rottete heimische Ratten aus

Auf der Weihnachtsinsel waren einst auch Ratten endemisch: die Weihnachtsinsel-Ratte und die Maclear-Ratte. Beide sind heute ausgestorben – höchstwahrscheinlich aus demselben Grund. Die im Indischen Ozean liegende, zu Australien gehörende Weihnachtsinsel war bekannt für ihr reiches Phosphatvorkommen. Deshalb gründeten in den 1890er-Jahren Minenarbeiter in der Nähe von Flying Fish Cove eine Siedlung zum Betreiben von Phosphatabbau.

Mit dem Versorgungsschiff S.S. Hindustan gelangten daraufhin im Jahre 1899 Hausratten (Rattus rattus) auf die Insel, welche über Flöhe den Krankheitserreger Trypanosoma lewisi einschleppten – ein Parasit, der auf der Weihnachtsinsel heimische Ratten befiel und so eine Epidemie auslöste.

Dies bestätigt auch eine Studie von Kelly B. Wyatt und Kollegen aus dem Jahr 2008. Alte DNA-Proben der Weihnachtsinsel- und der Maclear-Ratte, die in das Aussterbefenster (1888 bis 1908) passten, und DNA vor der Einfuhr der Hausratten, wurden dabei untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Weihnachtsinsel- und die Maclear-Ratten vor Anwesenheit der Hausratten keine Anzeichen des Krankheitserregers aufwiesen, danach aber schon.

Es gab noch eine weitere Hypothese für das plötzliche Verschwinden der endemischen Rattenarten auf der Weihnachtsinsel: die Hybridisierung, die Kreuzung endemischer Ratten mit eingeschleppten Hausratten. Doch diese These konnten Wyatt und ihr Team widerlegen.

Weihnachtsinsel-Ratte – Steckbrief
wissenschaftliche NamenRattus nativitatis, Mus nativitatis
englische NamenBulldog Rat, Christmas Island Burrowing Rat
ursprüngliches VerbreitungsgebietWeihnachtsinsel (Australien)
Zeitpunkt des Aussterbens1903
Ursachen für das Aussterbenauf Insel eingeschleppte Hausratten mitsamt Parasiten

Innerhalb von acht Jahren ausgestorben

Sowohl die Weihnachtsinsel- als auch Maclear-Ratte waren zunächst häufig auf der Insel anzutreffen und starben beide innerhalb von etwa acht Jahren aus. Zuletzt nachgewiesen wurde die Weihnachtsinsel-Ratte vom Wirbeltier-Paläontologen Charles William Andrews während seines zehnmonatigen Aufenthalts auf der Weihnachtsinsel zwischen 1897 und 1898, bei dem er sechs Exemplare sammelte.

Im Buch A Monograph of Christmas Island (Indian Ocean) gibt Andrews 1900 an, dass er bereits zu dieser Zeit einen Rückgang der Nagerart bemerkte. Und als Andrews schließlich die Insel im Jahre 1908 noch einmal besuchte, deklarierte er die Weihnachtsinsel-Ratte als ausgestorben.

Oldfield Thomas schreibt in On the Mammals of Christmas Island (1888), dass 1887 noch zwei weitere Exemplare der Weihnachtsinsel-Ratte vom britischen Zoologen Joseph Jackson Lister gesammelt wurden.

Schon beim Besuch der Weihnachtsinsel 1904 konnten laut eines 1996 im Journal Australian Mammalogy veröffentlichten Artikels von J. Pickering und C. A. Norris keine heimischen Ratten mehr gesammelt werden. Zu diesem Zeitpunkt muss die Weihnachtsinsel-Ratte also bereits ausgestorben gewesen sein.

Außerdem schreibt Andrews 1909 in On the Fauna of Christmas Island vom Kompaniearzt Dr. McDougal, der zwischen 1902 und 1904 „einheimische Rattenarten am Tage im Todeskampf kriechend“ gesehen habe. Ob sich diese Beschreibung auch auf die Weihnachtsinsel-Ratte oder ausschließlich auf die Maclear-Ratte beziehen lässt, ist bislang unklar.

Wenig bekannt über die Weihnachtsinsel-Ratte

Über die Lebensgewohnheiten und das Verhalten der Weihnachtsinsel-Ratte ist wenig bekannt. Es ist anzunehmen, dass sie ihren englischen Namen Bulldog Rat ihrem kompakten Körper mit dem kurzen Schwanz zu verdanken hat. Das bis zu 42 Zentimeter lange Tier hatte außerdem eine rund zwei Zentimeter dicke, harte Fettschicht auf ihrem Rücken, was durchaus an die massige Gestalt einer Bulldogge erinnert.

Aufgrund des kräftigen Schwanzes, der großen Krallen und der kräftigen Pfoten gehen Experten davon aus, dass der Nager gut graben konnte. Die Art wurde zudem häufig in und um Höhlen herum beobachtet und im Gegensatz zur Maclear-Ratte konnte sie nicht auf Bäume klettern.

Die Tiere hielten sich am Tage versteckt unter Wurzeln, in hohlen Bäumen oder vermoderten Pflanzen und waren nachts aktiv. Weihnachtsinsel-Ratten bevorzugten dichte Wälder und höhere Regionen der Insel.

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