quagga / equus quagga quagga
Eines der wenigen Fotos, die jemals von einem lebenden Quagga geschossen wurden. Es entstand 1870 im Londoner Zoo. Frederick York (d. 1903), Public domain, via Wikimedia Commons)

Quagga

Halb Zebra, halb Pferd – das Quagga

Der Naturforscher William Burchell gilt seit 1812 als Entdecker des Tieres, das Reisende als „halb Zebra, halb Pferd“ beschrieben – das Quagga. Allerdings war die Tierart der Wissenschaft schon viel länger bekannt, nur hielt man sie anfänglich für die weibliche Form des gewöhnlichen Zebras. Der Schwede Anders Sparrman kam sogar schon 1775 zu der Erkenntnis, dass es sich beim Quagga um eine besondere Form des Zebras handelt, so Igor Akimuschkin in Vom Aussterben bedroht?.

Die Bezeichnung Quagga entstammt der Sprache der Khoikhoi, eine Gruppe kulturell und sprachlich verwandter Völker im Süden Afrikas. Das gg wurde einst als ch gesprochen, was sich angeblich vom Ruf ableitet, den das Tier machte. Der Naturforscher George Edwards, der das Quagga noch als Zebra-Weibchen betrachtete, schrieb dazu 1758 in seinen Annalen der Naturgeschichte: „Der Schrei des Tieres hatte keine Ähnlichkeit mit dem eines Esels, er erinnerte eher an das Bellen einer Dogge.“ Es existieren keine Tonbandaufnahmen vom Quagga, sodass seine Laute heute nicht mehr nachvollziehbar sind.

Quagga – Steckbrief
wissenschaftlicher NameEquus quagga quagga
englischer NameQuagga
ursprüngliches Verbreitungsgebietsüdliches Afrika
Zeitpunkt des Aussterbens1883
Ursachen für das AussterbenÜberjagung

Eine Unterart des Steppenzebras

quagga gemälde
Gemälde eines Quagga-Hengstes von Samuel Daniell aus dem Jahr 1804. (© Nicolas Marechal, Public domain, via Wikimedia Commons)

Was die äußere Erscheinungsform angeht, so hatte das zwischen 125 und 135 Zentimeter große Quagga an Kopf und Hals schwarz-weiße Streifen. Diese wurden meist zum Rumpf hin immer blasser und endeten schließlich in einem Rotbraun.

Das sogenannte Halbzebra war nicht wirklich eine Mischform aus Zebra und Pferd. Vielmehr kamen DNA-Analysen zu dem Schluss, dass es sich um eine Unterart des Steppenzebras (Equus quagga) handelt, was die IUCN auch so anerkennt.

Für eine im Jahr 2005 erschienene Studie hat Jennifer A. Leonhard für die Smithsonian Institution in Washington D.C. das Genmaterial von acht Museumsexponaten untersucht. Sie fand heraus, dass sich Quaggas – vermutlich aufgrund des Klimawandels – vor rund 120.000 bis 290.000 Jahren vom Steppenzebra abgezweigt haben.

Quaggas: Allein durch Bejagung ausgerottet

Es heißt, bis ins 17. Jahrhundert hinein soll es noch sehr viele Quaggas gegeben haben. Was dann letztendlich zum Aussterben dieser Tierart geführt hat, beschreibt Akimuschkin: Die Buren hätten die Felle der Tiere genutzt, um daraus Säcke zur Getreideaufbewahrung oder Hausschuhe herzustellen. Und das Quagga-Fleisch überließen sie den afrikanischen Arbeitern, welche die Feldarbeit erledigten. Zudem betrachteten Viehzüchter Quaggas als Nahrungskonkurrenten für ihre Rinder, weshalb sie dem Wildtier nach und nach die Weidegründe streitig machten. Auch die Bejagung aus „sportlichen Motiven“ soll zur Ausrottung beigetragen haben.

Bereits 1850 waren die Wildtiere in einigen Gebieten Südafrikas ausgestorben. Das letzte wildlebende Quagga wurde wahrscheinlich in den später 1870er-Jahren erschossen. Nach einer Dürre im Jahr 1877 galt die Art in der Wildnis als ausgestorben. Das letzte Tier in Gefangenschaft verstarb 1883 im Zoo von Amsterdam. Akimuschkin beschreibt Sichtungen, nach denen Forschungsreisende und Jäger später noch zur Hälfte gestreifte Zebras gesehen haben wollen, er geht allerdings davon aus, dass es sich dabei um Hartmannzebras (Equus zebra hartmannae) oder eine Kreuzung aus Esel und Zebra gehandelt hat.

Beim Quagga handelt es sich wohl um das zweite große Säugetier Afrikas, das in historischer Zeit ausgestorben ist. Das erste war der in Südafrika endemische Blaubock, der 1799 oder 1800 verschwand.

Abbildzüchtung: Das Quagga zum Leben wiedererwecken?

Im vom Naturhistoriker Reinhold Rau initiierten Abbildzüchtungsprojekt The Quagga Project versuchen Wissenschaftler durch selektive Zucht von Steppenzebras schon seit 1986 Tiere zu züchten, die Quaggas äußerlich ähnlich sehen. Die Tiere des Projekts verzeichnen tatsächlich einen Streifenrückgang. In der fünften Generation gab es bereits etwa 90 Tiere, die einem Quagga sehr ähnlich sehen. Die Süddeutsche Zeitung vermeldet für Februar 2022, dass der Bestand mittlerweile bei 200 Tieren liegt. Die Tiere werden nach dem bereits verstorbenen Schöpfer des Projekts als Rau-Quaggas bezeichnet.

Die Rau-Quaggas leben an verschiedenen Orten wie Nationalparks und Wildfarmen. Skeptiker befürchten, dass sich die Tiere mit normalen Zebras paaren könnten und so eine neue Art entsteht. Aufgrund dessen mussten die Rau-Quaggas schon aus dem Karoo-Nationalpark und dem Mountain-Zebrapark wieder ausziehen. Der Grund: Sie sollen den Genpool der vom Aussterben bedrohten Bergzebras (Equus zebra) nicht gefährden.

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