Leopardenfelle im illegalen Wildtierhandel
Leopardenfelle wie diese werden trotz Schutzmaßnahmen weiterhin illegal gehandelt und bedrohen die Bestände der Großkatzen weltweit. Kürschner, via Wikimedia Commons)

Ausgebeutet und ausgerottet: Wildtiere als Heilmittel, Luxusobjekte und Trophäen

Ob für Heilmittel oder Handtaschen – Wildtiere werden weltweit ausgebeutet und getötet. Diese rücksichtslose Nutzung hat bereits zahlreiche Arten ausgelöscht und bedroht viele weitere. Der Schomburgk-Hirsch, das Vietnamesische Nashorn und der Kouprey sind nur einige Beispiele für Tiere, die durch menschliche Gier ausgerottet wurden.

Trotz internationaler Schutzmaßnahmen hat sich der illegale Wildtierhandel in den letzten Jahrzehnten massiv ausgeweitet. Besonders das Wachstum von Online-Marktplätzen und sozialen Medien hat es Schmugglern erleichtert, Wildtierprodukte zu verkaufen und den Schwarzmarkt weiter anzukurbeln. Die UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime) schätzt, dass der illegale Wildtierhandel jährlich bis zu 23 Milliarden US-Dollar umsetzt – und damit nach Drogen-, Menschen- und Waffenhandel das viertgrößte illegale Geschäft der Welt ist.

Die Ausbeutung von Tieren reicht jedoch weit über die moderne Kriminalität hinaus. Schon seit Jahrhunderten nutzt der Mensch Wildtiere für verschiedene Zwecke – von der traditionellen Medizin bis hin zu Luxuswaren. Diese Nachfrage hat dazu geführt, dass zahlreiche Arten über Jahrhunderte hinweg bejagt und gehandelt wurden. Laut dem World Wildlife Crime Report 2024 betraf der illegale Handel in 162 Ländern und Territorien zwischen 2015 und 2021 rund 4.000 Pflanzen- und Tierarten, darunter vor allem Säugetiere, Reptilien, Vögel und Amphibien. Während einige Arten durch Schutzmaßnahmen gerettet werden konnten, stehen viele weiterhin am Rand der Ausrottung.

Traditionelle Medizin: Heilung auf Kosten der Natur

Traditionelle Chinesische Medizin mit illegalen Wildtierprodukten
Wildtierprodukte in der traditionellen Medizin: Illegale medizinische Produkte, die auf dem Laomeng-Markt in China verkauft werden. Unter den angebotenen Artikeln befinden sich Tigerkrallen, Tigerpenisse und Ziegenhörner.
Avlxyz, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)

Die Nutzung tierischer Körperteile in der traditionellen Medizin ist eine der gravierendsten Formen der Wildtierausbeutung. Besonders in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)1 werden seit Jahrtausenden Knochen, Hörner, Schuppen oder Organe verarbeitet, um angebliche Heilmittel gegen Schmerzen, Fieber oder Entzündungen herzustellen. Eine Studie aus dem Jahr 2010 zeigt, dass rund 1.500 Tier- und über 5.000 Pflanzenarten für diese Zwecke verwendet werden. Viele dieser Arten sind mittlerweile stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht, vor allem wenn sie zusätzlich unter Lebensraumverlust und Wilderei leiden.

Obwohl es für die meisten dieser Mittel keinerlei wissenschaftliche Belege gibt, bleibt die Nachfrage hoch. Besonders begehrt sind Produkte aus Tigern, Nashörnern und Schuppentieren, die trotz internationaler Handelsverbote weiterhin illegal gejagt werden. Der Handel mit tierischen „Heilmitteln“ zählt zu den Haupttreibern der Wilderei weltweit. Der Markt für TCM-Produkte umfasst Milliardenbeträge, und neben legalen Handelswegen existiert ein ebenso florierender Schwarzmarkt.

Ein Grund für die anhaltende Nachfrage ist der Glaube, dass Wildtiere „wirksamer“ seien als gezüchtete Alternativen. Zudem sind Wilderei und illegaler Handel oft kostengünstiger als regulierte Zuchtprogramme, wodurch der Schwarzmarkt weiter angeheizt wird. Trotz strengerer Kontrollen bleibt es eine der größten Herausforderungen, diesen Handel wirksam einzudämmen.

TCM: Beispiele für betroffene Arten

Tiger

Tigerpenis TCM
Getrockneter Tigerpenis: In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird ihm eine potenzsteigernde Wirkung nachgesagt.
ProjectManhattan, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Einst gab es über 100.000 Tiger, heute leben nur noch etwa 5.500 in freier Wildbahn. Trotz einzelner Erfolge im Artenschutz bleiben Wilderei und illegaler Handel die größten Bedrohungen für die verbleibenden Populationen. Besonders in Südostasien, China und Russland floriert der Schwarzmarkt für Tigerprodukte. Die Nachfrage kommt aus zwei Hauptbereichen: der TCM und dem Luxusmarkt.

Mehr als 100 traditionelle Rezepturen enthalten Bestandteile von Tigern, insbesondere Knochen, Zähne und Krallen, die zu Elixieren verarbeitet werden. Diese sollen angeblich Muskelverspannungen und Gelenkschmerzen lindern – wissenschaftliche Beweise für eine medizinische Wirkung fehlen jedoch völlig. Neben der TCM sind Tigerfelle als Prestigeobjekte gefragt. Auch geschnitzte Tigerknochen gelten als Statussymbole, besonders in wohlhabenden Kreisen Chinas. Trotz strenger Handelsverbote bleibt der illegale Markt aktiv, da die Nachfrage nach Tigerprodukten hoch und die Strafverfolgung oft lückenhaft ist.

Schuppentiere

Pangolinschuppen
Verbrannte Schuppen beschlagnahmter Schuppentiere in Kamerun. Trotz Handelsverboten bleibt der Schmuggel von Pangolinschuppen ein lukratives Geschäft, insbesondere in Asien.
U.S. Fish and Wildlife Service Headquarters, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)

Schuppentiere sind durch ihre Keratinschuppen zwar vor natürlichen Feinden geschützt, doch gegen den Menschen sind sie wehrlos. Bei Gefahr rollen sich die Tiere instinktiv zusammen – eine Verteidigungsstrategie, die Wilderern das Einsammeln erleichtert. Dadurch sind sie zur am häufigsten geschmuggelten Säugetierart der Welt geworden. Besonders in China und Vietnam sind ihre Schuppen begehrt, da ihnen heilende Kräfte nachgesagt werden – obwohl es keine wissenschaftliche Belege dafür gibt. Zudem gilt ihr Fleisch als Luxusdelikatesse.

Alle acht Pangolin-Arten stehen inzwischen auf der Roten Liste der IUCN, viele von ihnen sind akut vom Aussterben bedroht. Jährlich werden schätzungsweise bis zu 2,7 Millionen Schuppentiere gewildert. Die Dimensionen des illegalen Handels sind enorm: In Singapur wurden bei einer einzigen Razzia zwölf Tonnen Schuppen beschlagnahmt, was rund 36.000 getöteten Tieren entspricht. Der Schmuggel verläuft hauptsächlich über Nigeria nach China und Vietnam, wo die Schuppen illegal verkauft und weiterverarbeitet werden. Obwohl der internationale Handel durch das CITES-Abkommen verboten ist, floriert der Schwarzmarkt weiterhin.

Moschustiere

Moschustier
Ein Sibirisches Moschustier – gejagt wegen seiner Moschusdrüse, die sich im Bauchbereich des Männchens befindet. Das Drüsensekret wird zur Reviermarkierung und zum Anlocken von Weibchen produziert.
ErikAdamsson, CC0, via Wikimedia Commons)

Das Drüsensekret männlicher Moschustiere wurde lange als Schlüsselzutat in der Parfümindustrie verwendet, obwohl mittlerweile synthetische Alternativen existieren. In der TCM wird es zur Behandlung von Krämpfen, Herz-Kreislauf-Problemen und als Stimulans genutzt. Besonders betroffen sind das Sibirische Moschustier (Moschus moschiferus), das Himalaya-Moschustier (M. chrysogaster) und das Chinesische Moschustier (M. berezovskii), deren Bestände stark zurückgegangen sind. Obwohl das Moschus-Sekret theoretisch von lebenden Tieren gewonnen werden kann, töten Wilderer die Tiere meist, um die gesamte Drüse zu entfernen. Laut IUCN wurden zwischen 1990 und 2001 schätzungsweise 25.000 adulte männliche Moschustiere durch Abschuss und illegale Jagd getötet. Da oft nicht nach Geschlecht und Alter unterschieden wird, sterben im Schnitt vier bis fünf Tiere für jede gewonnene Moschusdrüse.

Nashörner

Thandi (Nashorn)
Die Breitmaulnashorn-Kuh Thandi überlebte 2012 eine Attacke durch Wilderer in Südafrika, bei der ihr Horn mit einer Machete entfernt wurde. Während viele Nashörner an ihren Verletzungen sterben, kämpfte sich Thandi zurück ins Leben.
Dr. William Fowlds, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Nashörner werden aus zwei Hauptgründen gejagt: Für den Schwarzmarkt und als Jagdtrophäen. Die Wilderei konzentriert sich vor allem auf die Hörner, die in der TCM als Heilmittel gegen Fieber und Krebs gelten – obwohl es keinerlei wissenschaftliche Beweise für eine Wirksamkeit gibt. In Vietnam dienen Nashornhörner zudem als Luxusgut und Statussymbol, während sie in China zu teuren Schnitzereien verarbeitet werden. Obwohl der internationale Handel mit Nashornhorn seit 1977 verboten ist, werden jährlich Hunderte Nashörner getötet, um die Nachfrage zu bedienen.

Drei der fünf noch lebenden Nashornarten – das Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis), das Java-Nashorn (Rhinoceros sondaicus) und das Sumatra-Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis) – sind laut IUCN akut vom Aussterben bedroht. Besonders drastisch war der 98-prozentige Rückgang der Spitzmaulnashorn-Population zwischen 1960 und 1995, vor allem durch Wilderei. Das Java-Nashorn und das Sumatra-Nashorn stehen mit nur 18 beziehungsweise 30 fortpflanzungsfähigen Individuen kurz vor dem vollständigen Verschwinden. Das Nördliche Sumatra-Nashorn wurde Mitte des 20. Jahrhunderts ausgerottet, und das Nördliche Breitmaulnashorn existiert nur noch in Form von zwei nicht fortpflanzungsfähigen Weibchen – es gilt daher als funktionell ausgestorben.

Die Hörner von Nashörnern sind nicht mit dem Schädelknochen verwachsen, sondern wachsen direkt aus der Haut heraus, sodass sie bei Verletzungen nachwachsen können, wenn auch sehr langsam (3-7 cm pro Jahr). Entfernen Wilderer allerdings Hörner geschieht das mit brutalen Methoden: Sie hacken das Horn oft ganz nah an der Wurzel oder tief ins Gewebe ab, wodurch das Tier schwer verletzt wird. Häufig schneiden sie sogar in den Schädelknochen hinein, um möglichst viel Horn zu bekommen. Dadurch verbluten oder infizieren sich viele Nashörner und sterben qualvoll. 

Bären

Gallebär
In asiatischen Bärenfarmen wird Asiatischen Schwarzbären und Malaiischen Sonnenbären unter grausamen Bedingungen Galle entnommen – oft über Jahre hinweg. Trotz synthetischer Alternativen floriert der illegale Handel mit Bärengalle.
The original uploader was SlimVirgin at English Wikipedia., CC BY 3.0, via Wikimedia Commons)

Dem Asiatischen Schwarzbären (Ursus thibetanus) und dem Malaiischen Sonnenbären (Helarctos malayanus) wird die Gallenblase entnommen, da die enthaltene Gallenflüssigkeit angeblich Fieberkrämpfe und Augenentzündungen lindern soll. Trotz synthetischer Alternativen gilt echte Bärengalle als wertvoller. In China, Vietnam, Südkorea, Laos und Myanmar werden Bären in Gefangenschaft gehalten oder aus der Wildnis gewildert. Auch Braunbären (Ursus arctos) in Russland, Nordkorea und Japan sind betroffen.

Schätzungen zufolge werden weltweit über 10.000 Bären in Farmen gehalten – allein in China sind es etwa 6.000. Die Galle wird ihnen regelmäßig durch Katheter, Metallröhrchen oder offene Wunden entnommen, was zu schweren Infektionen, Entzündungen und chronischen Schmerzen führt. Die Bären verbringen oft Jahrzehnte in winzigen Käfigen. Obwohl die meisten Bären in Farmen gehalten werden, gilt die Galle von wild gewilderten Bären als „wirksamer“, sodass Wilderer weiterhin Bären aus der Natur entnehmen. Der illegale Handel mit Bärengalle und anderen Bärenprodukten floriert. Besonders in China, Hongkong, Taiwan und Südkorea gibt es eine hohe Nachfrage, auch wenn Bärengalle dort offiziell reguliert ist. Neben der Galle sind auch Bärenpfoten für Bärensuppe begehrt – eine Delikatesse, die besonders in China als Statussymbol gilt.

Saiga-Antilope

Saiga-Antilope
Die Saiga-Antilope wurde durch Wilderei für ihre Hörner, die in der TCM als Ersatz für Nashornhorn verwendet werden, fast ausgerottet.
Navinder Singh, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Die Hörner männlicher Saiga-Antilopen (Saiga tatarica) werden in China als Ersatz für Nashornhorn gehandelt. Sie sollen Fieber senken, Entzündungen lindern und den Blutdruck regulieren – eine medizinische Grundlage gibt es nicht. Nach dem internationalen Verbot des Nashornhornhandels stieg die Nachfrage nach Saiga-Hörnern dramatisch an. In den 1990er-Jahren brach die Population um 95 Prozent ein.

Die unkontrollierte Jagd auf Hörner und Fleisch führte bereits im frühen 20. Jahrhundert zu einem ersten massiven Bestandsrückgang. Besonders verheerend war der Anstieg der Wilderei nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den späten 1980er- bis frühen 1990er-Jahren. Die selektive Jagd auf männliche Tiere führte zu einem massiven Ungleichgewicht der Geschlechterverhältnisse und beeinträchtigte die Fortpflanzung erheblich. Dank Schutzmaßnahmen hat sich der Saiga-Bestand laut IUCN teilweise erholt; 2023 wurden etwa 1,3 Millionen Tiere gezählt.

Seepferdchen

Seepferdchen beim Zoll
Niederländische Zollbeamte beschlagnahmten diese 2.578 getrockneten Seepferdchen, die vermutlich für den illegalen Handel bestimmt waren.
Rijksoverheid.nl, CC0, via Wikimedia Commons)

In der TCM gelten sie als Heilmittel gegen Impotenz, Atemwegserkrankungen, Entzündungen und Kreislaufprobleme. Jährlich werden über 150 Millionen Seepferdchen gefangen, vor allem für den chinesischen Markt. Getrocknete Seepferdchen werden als Pulver oder ganze Tiere in Apotheken verkauft. Die ungebremste Nachfrage hat die Bestände in vielen Regionen stark dezimiert. Zudem werden Seepferdchen in Asien, Lateinamerika und Afrika als Dekorationsobjekte und Schlüsselanhänger gehandelt.

Auch der internationale Aquarienhandel stellt eine Bedrohung dar, da Seepferdchen aufgrund ihrer empfindlichen Natur nur schwer in Gefangenschaft überleben und die meisten Wildfänge den Transport nicht überstehen. Besonders betroffen sind das Dornige Seepferdchen (Hippocampus histrix) und das Gelbe Ästuarenseepferdchen (H. kuda).

Die Schuppen von Schuppentieren und die Hörner von Nashörnern bestehen vollständig aus Keratin, demselben Protein, aus dem auch menschliche Haare und Fingernägel gemacht sind. Die angebliche heilende Wirkung in der TCM ist ein Mythos, der wissenschaftlich nicht belegt ist. Wer an die Wirkung von Nashornhorn und Pangolin-Schuppen glaubt, könnte theoretisch auch auf Fingernägel oder Haaren kauen und denselben (nicht vorhandenen) Effekt erzielen.

Luxusgüter: Mode, Pelz, Leder und Elfenbein

Seit Jahrhunderten gilt der Besitz exotischer Tierprodukte als Zeichen von Wohlstand und Prestige. Edles Leder, weiche Pelze und das strahlende Weiß von Elfenbein sind Symbole von Reichtum, die in vielen Kulturen hochgeschätzt werden. Doch hinter diesen Luxusgütern steht eine brutale Realität: Jedes Jahr werden Millionen Wildtiere getötet oder unter grausamen Bedingungen gezüchtet, um die Nachfrage nach exklusiven Materialien für Mode, Schmuck und Sammlerobjekte zu befriedigen. Während internationale Schutzmaßnahmen einige Handelsformen regulieren konnten, bleibt der Schwarzmarkt ein boomendes Geschäft, das zur Dezimierung bedrohter Arten beiträgt.

Pelz und Leder: Luxus auf Kosten der Wildtiere

Pelzfarm in Finnland
Ein Marderhund in einer finnischen Pelzfarm im Jahr 2010 – Millionen dieser Tiere werden jährlich für die Modeindustrie gezüchtet und getötet.
Oikeutta eläimille, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)

Trotz wachsender gesellschaftlicher Ablehnung spielt die Pelz- und Lederindustrie weiterhin eine bedeutende Rolle im weltweiten Handel mit Wildtierprodukten. Besonders Nerze, Füchse und Marderhunde werden in Pelzfarmen unter tierschutzwidrigen Bedingungen gehalten oder in freier Wildbahn gejagt. Laut einer Schätzung der Fur Free Alliance (2022) werden weltweit jährlich über 100 Millionen Tiere für die Pelzproduktion getötet, davon etwa 90 Prozent in Zuchtfarmen.

Europa gehört neben China zu den größten Produzenten von Nerzpelz, insbesondere Länder wie Polen, Finnland und Griechenland. In Dänemark, das einst weltweit führend in der Nerzzucht war, wurde die Industrie 2020 weitgehend stillgelegt. Trotzdem existieren in Europa weiterhin legale Pelzfarmen, die Tiere in engen Drahtkäfigen ohne natürliche Beschäftigungsmöglichkeiten halten. In der Wildnis gefangene Tiere werden oft mit Fallen getötet, die für qualvolles Leid sorgen, etwa durch Einklemmen der Gliedmaßen oder Ersticken.

Die Modebranche verarbeitet jedes Jahr unzählige Häute von Wildtieren zu Handtaschen, Schuhen, Gürteln und Accessoires. Besonders begehrt sind Krokodil-, Schlangen- und Echsenhäute, die vor allem für Luxusmarken verarbeitet werden. In den USA stammen viele Lederprodukte aus der Jagd auf Wildalligatoren in den Sümpfen Floridas und Louisianas, während in Asien gezüchtete Krokodile für Modeprodukte verarbeitet werden.

Handtaschen aus Krokodilleder
Handtaschen aus Krokodilleder – ein Beispiel für die anhaltende Nachfrage nach exotischen Tierhäuten, die weltweit zur Dezimierung bedrohter Arten beiträgt.
Arpingstone, Public domain, via Wikimedia Commons)

Auch die kommerzielle Jagd auf Kängurus für Lederprodukte bleibt umstritten. Jedes Jahr werden in Australien bis zu 1,5 Millionen Kängurus legal geschossen, um aus ihrer Haut Leder für Sportschuhe, Handschuhe oder Motorradbekleidung herzustellen. Besonders internationale Sportmarken wie Adidas und Nike standen in der Vergangenheit wegen ihrer Nutzung von „K-Leder“ in der Kritik. Obwohl die Jagd als „nachhaltig“ vermarktet wird, führen fehlerhafte Schüsse dazu, dass viele Tiere nicht sofort sterben, sondern verletzt entkommen oder später qualvoll verenden.

Neben der Nutzung von Reptilienhäuten bleibt auch der Pelzhandel eine Gefahr für viele Tierarten. Großkatzen wie Leoparden, Schneeleoparden und Ozelots werden trotz Schutzmaßnahmen für ihre Felle gejagt. Nach Angaben der IUCN wurden allein zwischen 2000 und 2018 mindestens 4.500 Schneeleoparden illegal getötet, viele von ihnen für den Schwarzmarkt. In Afrika werden Leopardenfelle traditionell für Zeremonien und kulturelle Bräuche genutzt, was die Bestände zusätzlich gefährdet.

Obwohl in vielen westlichen Ländern Echtpelz gesellschaftlich weniger akzeptiert wird, bleibt der Schwarzmarkt besonders in Regionen mit hoher Nachfrage nach traditioneller Kleidung und Accessoires aktiv. In China, Russland und der Mongolei existiert weiterhin eine große Nachfrage nach Wildtierpelzen. Stark bedrohte Tierarten wie der Amur-Leopard (Panthera pardus orientalis) oder der Tibetfuchs (Vulpes ferrilata) sind häufig Ziel der Wilderei für den Pelzhandel.

Beispiele für betroffene Arten

Ganges-Gavial
Gangesgaviale sind laut IUCN vom Aussterben bedroht; 2006 soll es nur noch 182 Individuen gegeben haben. Neben Lebensraumverlust und illegaler Fischerei wurden sie jahrzehntelang wegen ihres Leders gejagt.
Adam Jones from Kelowna, BC, Canada, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)
  • Siam-Krokodil (Crocodylus siamensis): Ihr Leder wird für Luxuswaren genutzt; die Wildbestände sind stark bedroht. Die kommerzielle Jagd in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts für den Handel mit Häuten wird als Hauptursache für den historischen Rückgang der Art angesehen.
  • Schmalkrokodil (Mecistops cataphractus): Wegen seines hochwertigen Leders in Westafrika stark dezimiert. Gegenwärtig hat die Jagd auf Häute in Zentral- und Westafrika laut IUCN nachgelassen, was größtenteils auf den Rückgang der Krokodilpopulationen zurückzuführen ist, in geringerem Maße aber auch auf die Beschränkungen des internationalen Handels durch CITES.
  • Gangesgavial (Gavialis gangeticus): Der Gangesgavial, eine der am stärksten bedrohten Krokodilarten, wurde jahrzehntelang wegen seiner Haut bejagt, die für Lederprodukte genutzt wurde. Obwohl die Art inzwischen unter Schutz steht, hat die exzessive Jagd in der Vergangenheit die Population drastisch dezimiert. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebten, so die IUCN, vermutlich noch zwischen 5.000 und 10.000 Tiere, doch in nur drei Generationen schrumpfte ihr Bestand um bis zu 98 %. Bereits 1997 gab es nur noch 436 Gangesgaviale, und bis 2006 sank die Zahl weiter auf nurmehr 182 Individuen.
  • Leoparden (Panthera pardus): Besonders begehrt ist ihr Fell, das in traditionellen Zeremonien und kulturellen Bräuchen eine wichtige Rolle spielt, insbesondere in Afrika. Dort tragen Mitglieder bestimmter religiöser oder spiritueller Gruppen Leopardenfelle als Statussymbol oder zu zeremoniellen Anlässen. Darüber hinaus sind verschiedene Körperteile von Leoparden in der TCM und anderen asiatischen Medizinsystemen gefragt. Ihnen werden ähnliche heilende Eigenschaften wie Tigerknochen nachgesagt, weshalb sie als Ersatzprodukte verwendet werden – insbesondere seit Tiger immer seltener geworden sind.
  • Schneeleopard (Panthera uncia): Er ist vor allem wegen seines dichten Fells begehrt, das ihn in den eisigen Höhenlagen Zentralasiens schützt. Dieses Fell wird illegal gehandelt und in einigen Regionen für traditionelle Kleidung, Dekorationszwecke oder als Prestigeobjekt genutzt. Die Nachfrage nach Schneeleopardenfellen, insbesondere in Tibet, China, Russland und anderen Teilen Zentralasiens, hat die Wilderei stark angeheizt. Zusätzlich sind auch andere Körperteile der Tiere gefragt. In der TCM werden seine Knochen als Ersatz für Tigerknochen verwendet. Der Schneeleopard gilt laut IUCN als gefährdet, und ohne verstärkte Schutzmaßnahmen könnte er in einigen Regionen Zentralasiens langfristig aussterben.

Elfenbein – Der blutige Handel mit dem „weißem Gold“

Elfenbein
Hunderte Stoßzähne wurden von den Behörden sichergestellt – ein Zeugnis des andauernden Elfenbeinhandels, der jedes Jahr Tausende Elefanten das Leben kostet.
Andyb3947, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Der Handel mit Elfenbein ist einer der Hauptgründe für die anhaltende Wilderei von Elefanten und anderen Stoßzahntieren. Besonders die afrikanischen Elefantenbestände sind in den letzten Jahrzehnten stark geschrumpft. Laut Schätzungen der IUCN werden jährlich bis zu 20.000 Elefanten gewildert, um die Nachfrage nach Elfenbein zu bedienen. Während Savannenelefanten in nur sieben Jahren ein Drittel ihres Bestands verloren haben, sind Waldelefanten in einigen Regionen bereits zu 60 Prozent ausgerottet.

Trotz eines internationalen Handelsverbots durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) im Jahr 1989 floriert der illegale Elfenbeinmarkt weiterhin, insbesondere in Asien. In China, Vietnam und Thailand gilt Elfenbein nach wie vor als Statussymbol und Wertanlage. Dort entstehen kunstvolle Schnitzereien, Schmuckstücke und Glücksbringer aus Stoßzähnen, die oft zu horrenden Preisen verkauft werden. Eine 2024 veröffentlichte Studie des International Fund for Animal Welfare (IFAW) zeigt, dass allein in der EU im Jahr 2023 über 1.300 Elfenbeinprodukte online angeboten wurden – die meisten ohne behördliche Zertifikate. Diese Schlupflöcher im Rechtssystem ermöglichen es Händlern, illegales Elfenbein als „alt“ zu deklarieren und weiterhin zu verkaufen.

Stoßzähne sind verlängerte Schneidezähne und tief im Schädel verwurzelt. Sie können nicht nachwachsen, wenn sie einmal vollständig verloren oder abgebrochen sind. Das Abtrennen der Stoßzähne durch Wilderer ist für Elefanten oft tödlich. Wilderer hacken oder sägen die Stoßzähne oft so tief wie möglich ab, wodurch sie Blutgefäße und Nervenstränge zerstören. In vielen Fällen sterben die Tiere durch die brutale Prozedur oder werden gezielt getötet, um den Abtransport des Elfenbeins zu erleichtern.

Nicht nur Elefanten sind betroffen

Doch nicht nur Elefanten sind von der Gier nach Elfenbein betroffen. Auch Walrösser, Narwale und Flusspferde werden wegen ihrer Stoßzähne gejagt. Narwalzähne, die als „Einhorn-Hörner“ gehandelt werden, erzielen hohe Preise auf dem asiatischen und europäischen Markt. Seit die Handelsregularien für Elefanten-Elfenbein strenger geworden sind, werden verstärkt Flusspferd-Zähne als Ersatz gehandelt – ein gefährlicher Trend, der zeigt, dass die Nachfrage nach Elfenbein weit über Elefanten hinausgeht und viele Arten in Gefahr bringt.

Trotz strenger Regulierungen bleibt die Wilderei von Elefanten eine der größten Bedrohungen für die Art. Wilderer töten Elefanten gezielt, hacken ihnen die Stoßzähne heraus und verkaufen das „weiße Gold“ an internationale Schmugglernetzwerke. Diese organisierte Kriminalität erstreckt sich über internationale Handelsrouten: Von Afrika aus gelangt das Elfenbein über Zwischenstationen in Russland, Kanada oder den Nahen Osten nach Asien, wo es weiterverarbeitet und verkauft wird. In Deutschland etwa wurden bei einer groß angelegten Fahndungsaktion 1,2 Tonnen Elfenbein beschlagnahmt – genug, um rund 100 Elefanten das Leben zu kosten. Der Vorfall zeigt, dass trotz verschärfter Handelsregulierungen die EU eine wichtige Rolle als Umschlagplatz für den Elfenbeinhandel spielt.

Tiere, die für Elfenbein und andere Luxusgüter genutzt werden

Echte Karettschildkröte zum Schildpatt-Kästchen verarbeitet
Kästchen aus Schildpatt: Dieses kunstvolle Objekt wurde aus dem Panzer einer Echten Karettschildkröte gefertigt – eine Praxis, die die Art an den Rand der Ausrottung brachte. Der Handel mit Schildpatt ist heute international verboten, doch der Schwarzmarkt existiert weiterhin.
WereSpielChequers, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)
  • Elefanten: Schätzungen gehen davon aus, dass jedes Jahr bis zu 20.000 Afrikanische Elefanten (Loxodonta africana) wegen ihrer Stoßzähne gewildert werden. Besonders betroffen sind die Waldelefanten (L. cyclotis) in Zentralafrika, deren Bestand in nur 30 Jahren um über 60 % zurückgegangen ist. Asiatische Elefanten (Elephas maximus) haben oft nur kleine oder gar keine Stoßzähne, weshalb sie weniger stark von der Wilderei betroffen sind.
  • Flusspferde (Hippopotamus amphibius): Nach dem internationalen Verbot des Elefanten-Elfenbeinhandels im Jahr 1989 nahm der illegale Handel mit Flusspferd-Elfenbein stark zu. Zwischen 1991 und 1992 wurden etwa 27.000 kg Flusspferdzähne exportiert, so die IUCN. Besonders in Zeiten politischer Instabilität nimmt die Wilderei auf Flusspferde stark zu. Während des Bürgerkriegs in der Demokratischen Republik Kongo wurde die Population in den 2000er-Jahren um mehr als 95 % dezimiert, da bewaffnete Gruppen Jagd auf sie machten. Die Entwicklungen zeigen, dass der illegale Handel mit Flusspferd-Elfenbein eine ernsthafte Bedrohung für die Art darstellt. Der Handel mit Flusspferdzähnen ist kaum reguliert und wird oft nicht ausreichend dokumentiert.
  • Schildkröten: Die Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) gehört zu den am stärksten ausgebeuteten Meeresschildkrötenarten, insbesondere wegen ihres Panzers, der als Schildpatt gehandelt wird. Japan, der weltweit größte Abnehmer von Schildpatt, nutzte bis 1993 eine Ausnahmegenehmigung und importierte zwischen 1950 und 1992 über 1,3 Millionen Karettschildkröten (1,4 Millionen kg Schildpatt). Schätzungen zufolge waren etwa 30 % der für den Handel erbeuteten Tiere geschlechtsreife Weibchen, was den Fortbestand der Art erheblich gefährdete, so die IUCN. Auch heute bleibt der illegale Handel mit Karettschildkröten-Produkten ein großes Problem, besonders in Südostasien und Amerika, wo Schildpatt weiterhin als Luxusgut gehandelt wird.

Der illegale Heimtierhandel – Eine wachsende Bedrohung für Wildtiere

Nicht nur tote Tiere und ihre Produkte sind gefragt – auch lebende Wildtiere sind eine begehrte Handelsware. Der weltweite Markt für exotische Heimtiere hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm ausgeweitet. Vor allem Papageien, Reptilien, Amphibien sowie kleine Wildkatzen werden aus der Natur entnommen, um sie als exotische Haustiere zu verkaufen. Diese Nachfrage bedroht nicht nur einzelne Arten, sondern auch ganze Ökosysteme. Die Folgen für die Natur sind besorgniserregend: Viele Arten werden durch den Handel massiv dezimiert und leiden unter den katastrophalen Bedingungen des Fangs, des Transports und der Haltung in Gefangenschaft.

Strahlenschildkröte - bedroht durch Wildtierhandel
Die in Madagaskar beheimatete und vom Aussterben bedrohte Strahlenschildkröte (Astrochelys radiata) ist aufgrund ihres auffälligen Panzermusters sehr begehrt. Sie wird häufig für den Heimtiermarkt gefangen und illegal aus Madagaskar geschmuggelt.
Bernard DUPONT from FRANCE, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)

Reptilien sind stark vom Heimtierhandel betroffen. Insbesondere Schlangen, Geckos, Chamäleons und Schildkröten werden in großen Mengen aus der Wildnis entnommen, um sie als Haustiere zu verkaufen. Problematisch ist, dass viele Arten lange Zeit nicht unter den Schutz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) fielen, wodurch der legale Handel mit Wildfängen unreguliert blieb.

Die steigende Nachfrage nach exotischen Reptilien wird heute vor allem durch Online-Handelsplattformen befeuert. Viele Käufer hinterfragen die Herkunft der Tiere nicht oder erkennen nicht, ob es sich um Wildfänge oder Nachzuchten handelt. Eine Studie aus dem Jahr 2020 hat gezeigt, dass über 35 Prozent der Reptilienarten online gehandelt werden; von diesen Arten stammen etwa 90 Prozent aus Wildfängen. Die Entnahme aus der Wildnis hat gravierende ökologische Folgen, da viele dieser Arten eine entscheidende Rolle in ihren Ökosystemen spielen.

Problematisch ist auch der Handel mit seltenen Arten, die sich nur schwer in Gefangenschaft vermehren lassen. Ein Beispiel ist der Glanzbaumsteiger, ein kleiner roter Frosch aus dem Westen Panamas: Die Wildfänge in Kombination mit der Abholzung des Regenwaldes, seinem Lebensraums, sowie die Pilzerkrankung Chytridiomykose wurden ihm letztendlich zum Verhängnis – 1992 wurde der Glanzbaumsteiger zum letzten Mal gesichtet, sodass er heute als ausgestorben gilt. Ähnliche Entwicklungen sind bei vielen anderen Amphibien zu beobachten, insbesondere in Südamerika und Südostasien, wo exotische Frösche und Salamander für den Heimtiermarkt gesammelt werden.

Tiere, die vom illegalen Heimtierhandel betroffen sind

Kleinere Wildkatzen

Die Nachfrage nach Karakalen (Caracal caracal), Servalen (Leptailurus serval) und Bengalkatzen (Prionailurus bengalensis) als exotische Haustiere steigt rasant. Besonders soziale Netzwerke treiben diesen Trend an, da Besitzer ihre Wildkatzen als Statussymbole präsentieren. Viele Käufer ahnen nicht, dass ein Großteil der Tiere illegal aus der Natur entnommen wurde. Schätzungen zufolge stammen über 80 Prozent der gehandelten Wildkatzen aus Wildfängen, während der illegale Wildtierhandel weltweit bis zu 23 Milliarden US-Dollar pro Jahr umsetzt.

Serval
Ein Serval in seiner natürlichen Umgebung in Afrika. Diese Wildkatzen werden zunehmend als exotische Haustiere gehandelt, was ihre Population in der freien Wildbahn gefährdet.
Bernard DUPONT from FRANCE, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)

Der Handel erfolgt oft über Onlineforen, soziale Medien und spezialisierte Züchter, wobei Nachzuchten häufig als Deckmantel für Wilderei genutzt werden. Die Tiere werden meist als Jungtiere gefangen, da sie sich dann leichter an Menschen gewöhnen und einfacher verkaufen lassen. Dies hat jedoch dramatische Konsequenzen: In der Natur benötigen junge Wildkatzen ihre Mutter für die ersten Lebensmonate. Werden sie zu früh von ihr getrennt, sinkt ihre Überlebenschance erheblich. Zudem töten Wilderer oft die Mutter, um an die Jungtiere zu gelangen, was den Rückgang der Wildpopulationen weiter beschleunigt.

Die Haltung von Wildkatzen in Privathaushalten ist problematisch. Diese Tiere haben besondere Bedürfnisse, die sich nicht mit denen von domestizierten Katzen vergleichen lassen. Servale und Karakale sind geschickte Jäger mit starkem Bewegungsdrang, der sich in Wohnungen oder kleinen Gehegen nicht ausleben lässt. Viele Halter sind schnell überfordert, da die Katzen kaum zu erziehen sind und aggressives Verhalten gegenüber Menschen oder anderen Haustieren zeigen können. Oft enden die Wildkatzen daher entweder im Tierheim oder werden ausgesetzt, wo sie in einer fremden Umgebung nicht überleben können.

Ein weiteres Problem ist die Hybridzucht, bei der Wildkatzen mit Hauskatzen gekreuzt werden, um exotisch aussehende Katzenrassen wie die Savannah-Katze oder die Bengal-Katze zu erschaffen. Während diese Tiere legal verkauft werden, verstärkt die Nachfrage nach ihnen auch die illegale Wildfangpraxis. In vielen Fällen sind Hybridkatzen zudem gesundheitlich anfälliger und verhaltensauffälliger als ihre domestizierten Verwandten.

Graupapageien

Graupapgei - bedroht durch Exotenhandel
Opfer des Papageienschmuggels: Jedes Jahr werden Tausende Graupapageien aus der Wildnis gerissen, um illegal verkauft zu werden – viele überleben den brutalen Transport nicht.
DickDaniels (http://carolinabirds.org/), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Aufgrund ihrer hohen Intelligenz und Sprachbegabung sind Graupapageien (Psittacus erithacus) begehrte Haustiere, doch die Wilderei hat fatale Folgen: In den letzten 40 Jahren wurden bis zu drei Millionen Tiere aus der Natur entnommen, wodurch die Bestände in manchen Regionen um bis zu 79 Prozent zurückgingen. Besonders betroffen sind Länder wie Ghana, Kamerun und die Demokratische Republik Kongo; in Togo gelten Graupapageien sogar als ausgestorben. Wilderer nutzen grausame Methoden wie verstümmelte Lockvögel, Netze und Leimruten, um die Tiere zu fangen.

Gefangene Vögel werden dann in enge Kisten gepfercht und ohne Nahrung oder Wasser transportiert. Die Sterblichkeitsrate ist extrem hoch – Schätzungen zufolge überleben nur etwa 25 Prozent der gefangenen Vögel den Transport. Viele sterben an Erstickung, Dehydrierung oder durch Verletzungen, die sie sich beim Fang zuziehen.

Obwohl der internationale Handel mit Wildfängen seit 2016 durch CITES verboten ist, floriert der Schwarzmarkt, besonders durch Online-Handel und gefälschte Papiere. Große Mengen gelangen aus Afrika nach Asien und in den Nahen Osten, wo Graupapageien als luxuriöse Haustiere gelten. Fluggesellschaften wie Turkish Airlines wurden beschuldigt, den Schmuggel zu erleichtern. Doch auch in Gefangenschaft leiden die Vögel: Ohne ausreichend soziale Interaktion entwickeln sie Verhaltensstörungen wie Federrupfen und Selbstverstümmelung. Die Nachfrage nach diesen intelligenten Vögeln als Haustiere ist nicht nur eine Bedrohung für die Wildpopulationen, sondern führt auch zu großem Tierleid in Gefangenschaft.

Nicht-menschliche Primaten

Illegaler Wildtierhandel mit  Bengalischem Plumplori
Ein Plumplori auf einem Markt in Myanmar: Bengalische Plumploris werden trotz ihres Schutzstatus oft gewildert und illegal verkauft, vor allem für den Heimtierhandel oder die traditionelle Medizin. Ihr Handel ist durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen verboten, doch der Schwarzmarkt floriert.
Soggydan Benenovitch, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)

Eine aktuelle Studie (2025) belegt den rasant zunehmenden Schmuggel lebender Affen in Bangladesch. Besonders betroffen sind der Kappenlangur (Trachypithecus pileatus), der Bengalische Plumplori (Nycticebus bengalensis) und der Westliche Weißbrauengibbon (Hoolock hoolock). Die Tiere werden aus der Wildnis gefangen und über Schmuggelrouten nach China, Thailand und in den Nahen Osten transportiert. Einer der Hauptgründe für diesen Handel ist die Nachfrage nach exotischen Heimtieren, die als Statussymbole gehalten werden – oft unter völlig ungeeigneten Bedingungen. Zudem werden Affen für Tierversuche missbraucht oder in der Unterhaltungsindustrie als Touristenattraktionen oder für Straßenaufführungen ausgebeutet.

Besonders grausam ist der Handel mit Plumploris. Diese nachtaktiven Primaten sind die einzigen bekannten giftigen Affenarten. Um sie als Haustiere zu verkaufen, reißen oder schneiden Händler ihnen die Giftzähne heraus – meist ohne Betäubung. Dies führt oft zu schweren Infektionen, Schmerzen oder einem qualvollen Tod.

Viele der gefangenen Affen sterben bereits beim Transport, da sie extrem stressanfällig sind und eine spezialisierte Ernährung benötigen, die in Gefangenschaft kaum gewährleistet werden kann. Der illegale Handel setzt zahlreiche Primatenarten massiv unter Druck. Die Entnahme von Jungtieren, der Verlust genetischer Vielfalt und die grausamen Transportbedingungen führen zu hoher Sterblichkeit und gefährden langfristig ganze Populationen.

Trophäenjagd – Profit auf Kosten bedrohter Arten

Die Trophäenjagd bleibt eine umstrittene Praxis, bei der Jäger hohe Summen zahlen, um bedrohte Tiere wie Löwen, Nashörner, Elefanten und Leoparden zu erlegen – oft unter dem Vorwand des „nachhaltigen Wildtiermanagements“. Besonders problematisch ist das sogenannte „Canned Hunting“ in Südafrika, bei dem in Gefangenschaft aufgezogene Löwen gezielt für zahlungskräftige Jäger ausgesetzt werden. Diese Tiere haben keine Überlebenschancen in freier Wildbahn und werden oft unter grausamen Bedingungen gezüchtet.

Jagdfarm auf Namibia
Trophäenjagd in Namibia: Eine Jägerin posiert mit einer erlegten Elenantilope (Taurotragus oryx) auf einer Jagdfarm. Solche Farmen ermöglichen zahlungskräftigen Jägern, Wildtiere in kontrollierten Gebieten zu schießen – ein umstrittenes Geschäft, das Auswirkungen auf Wildtierbestände haben kann.
Hp.Baumeler, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Nach Angaben der CITES wurden zwischen 2014 und 2018 weltweit über 137.000 Jagdtrophäen geschützter Arten gehandelt. Die USA sind mit 80.000 importierten Trophäen der größte Abnehmer, gefolgt von der EU, die im gleichen Zeitraum über 15.000 Trophäen importierte – darunter 2.654 Löwen, 1.469 Elefanten und 852 Leoparden.

Befürworter argumentieren, dass die Einnahmen aus der Trophäenjagd dem Artenschutz zugutekommen, doch Korruption und Misswirtschaft verhindern oft, dass diese Gelder tatsächlich Schutzprogrammen zugutekommen. In Südafrika generiert die Jagd auf Großwild jährlich 250 Millionen US-Dollar, doch Studien zeigen, dass ein großer Teil der Einnahmen nicht den Wildtierpopulationen zugutekommt.

Die Trophäenjagd befeuert zudem den illegalen Handel mit Wildtierprodukten. Legal erlegte Tiere dienen oft als Deckmantel für den Schwarzmarkt, indem Nashornhörner oder Stoßzähne illegaler Herkunft als Jagdtrophäen deklariert werden. Diese Praxis erschwert die Strafverfolgung und trägt zur weiteren Dezimierung bedrohter Arten bei. Einige Länder wie Australien, Frankreich und die Niederlande haben strengere Einfuhrverbote für Jagdtrophäen eingeführt, während andere wie Großbritannien über ein vollständiges Verbot diskutieren. Ohne konsequente Regulierungen und internationale Maßnahmen wird die Trophäenjagd weiterhin zum Rückgang gefährdeter Arten beitragen.

Lösungsansätze und Schutzmaßnahmen

Die Ausbeutung von Wildtieren hat zahlreiche Arten an den Rand der Ausrottung gebracht. Doch sie sind nicht nur durch Wilderei und Handel bedroht – auch Lebensraumverlust durch Abholzung, Landwirtschaft und Klimawandel setzt ihnen massiv zu. Um das Artensterben aufzuhalten, sind umfassende und langfristige Schutzmaßnahmen unerlässlich.

Stärkere Kontrollen und konsequente Gesetzgebung

Ein wirksamer Artenschutz beginnt mit strengen Handelsverboten und einer konsequenten Strafverfolgung. Dazu gehören verstärkte Kontrollen an Häfen, Flughäfen und Grenzen, um Schmuggelrouten zu unterbrechen. Während Länder wie China, Großbritannien und die USA den Elfenbeinhandel bereits vollständig untersagt haben, erlaubt die EU weiterhin den Verkauf von „altem“ Elfenbein – eine Regelung, die Schlupflöcher für illegale Ware schafft.

Anti-Wilderei-Kampagne
Ranger im Einsatz gegen Wilderei: Die Bumi Hills Anti-Poaching Unit schützt Elefanten in Simbabwe vor Wilderern, die es auf ihre Stoßzähne abgesehen haben. Anti-Wilderei-Maßnahmen sind entscheidend, um den illegalen Handel mit Elfenbein einzudämmen
Bumihillsfoundation, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Im Jahr 2022 verschärfte die EU ihre Vorschriften, sodass der Handel nur noch für Antiquitäten von vor 1947 und Musikinstrumente von vor 1975 erlaubt ist. Doch eine Studie des International Fund for Animal Welfare (IFAW) von 2024 zeigt, dass dies nicht ausreicht: Auf europäischen Online-Marktplätzen wurden 1.330 Elfenbeinprodukte entdeckt – davon nur zehn Prozent mit nachweislich legaler Herkunft. Solche Schlupflöcher ermöglichen es, frisch gewildertes Elfenbein als „antik“ auszugeben. Ein vollständiges Handelsverbot wäre der effektivste Schutz für Elefanten, Walrösser, Narwale und Flusspferde.

Neben Handelsverboten braucht es eine verstärkte Strafverfolgung und härtere Strafen für Wilderei und illegalen Handel. Schmugglernetzwerke operieren international – daher müssen auch Strafverfolgungsbehörden länderübergreifend zusammenarbeiten. Besonders in Afrika und Südostasien fehlt es oft an finanziellen Ressourcen, um Wilderei effektiv zu bekämpfen. Internationale Förderprogramme könnten hier einen entscheidenden Unterschied machen.

Aufklärung und Verbraucherverantwortung

Ein oft unterschätzter Aspekt im Kampf gegen den Wildtierhandel ist das fehlende Bewusstsein der Verbraucher. Viele Menschen wissen nicht, dass exotische Heimtiere wie Papageien, Schlangen oder Affen oft illegal aus der Wildnis entnommen werden. Sie unterschätzen die speziellen Bedürfnisse dieser Tiere, was zu hohen Sterberaten und Tierleid führt. Ein ähnliches Problem zeigt sich bei der Nachfrage nach Luxusgütern aus Wildtierprodukten wie Pelzen, Elfenbein oder traditioneller Medizin.

Kampagnen zur Aufklärung der Öffentlichkeit sind entscheidend, um die Nachfrage zu senken. Dies zeigt sich besonders bei Graupapageien: In vielen Ländern sind Käufer nicht darüber informiert, dass der Kauf dieser Tiere die Wilderei antreibt. Bildungsprogramme in Schulen und Informationskampagnen in sozialen Medien könnten helfen, das Bewusstsein für nachhaltige und legale Alternativen zu stärken.

Erfolgreiche Schutzmaßnahmen – 3 Beispiele

Trotz der besorgniserregenden Lage gibt es auch Erfolge im Artenschutz, die zeigen, dass sich Populationen erholen können, wenn konsequent gehandelt wird:

  • Saiga-Antilope: Dank intensiver Schutzmaßnahmen, Schulungen für Zoll- und Grenzbeamte sowie Aufklärungsprogramme in Endverbraucherländern konnte die Wilderei eingedämmt werden. Laut IUCN hängt diese Entwicklung jedoch vollständig von einer strikten Durchsetzung der Vorschriften ab – ein Nachlassen der Schutzmaßnahmen würde zu einem erneuten Anstieg der Wilderei führen.
  • Panzernashorn: Die Population des Indischen Panzernashorns (Rhinoceros unicornis) konnte durch gezielte Schutzmaßnahmen in Indien und Nepal stabilisiert werden. Die IUCN stufte die Art daher von „stark gefährdet“ auf „gefährdet“ hoch.
  • Chinas Elfenbeinverbot 2017: Das Handelsverbot für Elfenbein in China hat bereits messbare Erfolge erzielt. In einigen Regionen Afrikas ist die Wilderei auf Elefanten um bis zu 50 % zurückgegangen.

Ein gesellschaftliches Umdenken ist notwendig

Ob für Mode, Luxusprodukte, Heimtiere oder Trophäen – die Ausbeutung von Wildtieren hat viele Facetten. Wirtschaftliche Interessen, kulturelle Traditionen und ein fehlendes Bewusstsein bei Verbrauchern machen es schwer, diese Praktiken zu beenden. Doch erste Erfolge zeigen, dass sich Schutzmaßnahmen lohnen.

Der illegale Wildtierhandel gehört zu den größten Bedrohungen für die globale Artenvielfalt. Die Bekämpfung erfordert nicht nur strenge Gesetze und internationale Zusammenarbeit, sondern auch einen gesellschaftlichen Wandel. Solange Wildtiere als Ware betrachtet werden, die man kaufen, verkaufen oder zur Schau stellen kann, bleibt ihr Überleben gefährdet. Ein radikales Umdenken im Konsumverhalten und ein stärkeres Bewusstsein für den Artenschutz sind notwendig, um das Aussterben zahlreicher Arten zu verhindern.

  1. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist heute ein Sammelbegriff für traditionelle Heilmethoden aus Asien, obwohl viele Praktiken auch in anderen Ländern wie Japan, Korea oder Vietnam existieren. Der Begriff hat sich etabliert, weil China das System systematisiert, weltweit verbreitet und staatlich gefördert hat. Während ähnliche Medizinsysteme existieren, wird TCM oft als Oberbegriff genutzt, da viele Konzepte wie Qi, Yin und Yang sowie Kräuterheilkunde aus China stammen. ↩︎

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