Ein im September 2024 veröffentlichter Artikel im Journal Wildlife Research berichtet von der Entdeckung der größten bekannten Population des Höhlensittichs (Pezoporus occidentalis) in der östlichen Pilbara-Region Westaustraliens. Ein Team aus indigenen Rangern und Wissenschaftlern spürte eine Kolonie von etwa 50 Vögeln auf – eine Verdopplung der weltweit bekannten Population dieser extrem seltenen Art, die neue Hoffnung für ihr Überleben weckt.
Durch den Einsatz modernster Technologien wie akustischen Rekordern (sogenannten Songmetern) und Kamerafallen konnten die Forscher die typischen Rufe der auch als Nachtsittiche bekannten Vögel an 17 von 31 überwachten Standorten aufzeichnen. Diese erfolgreiche Kombination aus traditionellem Wissen der indigenen Ranger und moderner Wissenschaft war entscheidend, um die scheuen, nachtaktiven Vögel zu lokalisieren und besser zu verstehen.
Eine der mysteriösesten Vogelarten Australiens
Der Nachtsittich, manchmal als „Tasmanischer Tiger der Vogelwelt“ bezeichnet, gehört zu den seltensten und geheimnisvollsten Vögeln Australiens. Vor der jüngsten Entdeckung in Westaustralien waren weniger als 20 Individuen aus Queensland bekannt, wodurch diese neue Population zur größten weltweit wird.
Es gibt weniger als 50 bestätigte Sichtungen dieser Art, die meisten stammen aus der Zeit vor 1880. Nach Jahrzehnten ohne Nachweis wurde 1990 ein überfahrener Vogel gefunden, doch der Höhlensittich war lange Zeit nur durch 22 Museumsexemplare bekannt, die überwiegend aus dem 19. Jahrhundert stammen. Erst 2013 gelangen dem australischen Tierfilmer John Young die ersten Foto- und Videoaufnahmen eines lebenden Exemplars in Queensland, doch seither sind Beobachtungen selten geblieben.
Die extreme Seltenheit und der schwer zugängliche Lebensraum in den trockenen, ariden Regionen Australiens verleihen dem Nachtsittich fast mythischen Status. Er lebt möglicherweise nomadisch und wechselt bei Dürreperioden die Gebiete. Als nachtaktiver Vogel geht er erst nach Sonnenuntergang allein auf Nahrungssuche, während er tagsüber lautlos im Spinifex-Gras ruht. Sein gut getarntes Gefieder und seine Anpassung an das Wüstenklima helfen ihm, nahezu unsichtbar zu bleiben.
Interessanterweise kann der Höhlensittich besser laufen als fliegen. Tagsüber fliegt er nur im Notfall, dicht über dem Boden und in langsamen Bewegungen. In der Nacht ist er jedoch fähig, längere Strecken im Gleitflug zurückzulegen, um seine nächtlichen Ziele zu erreichen.
Indigenes Wissen als Schlüssel zur Rettung des Höhlensittichs
Die indigenen Ngururrpa-Ranger spielten eine entscheidende Rolle bei der jüngsten Entdeckung der Höhlensittiche in Westaustralien. Durch den Einsatz traditioneller Landmanagement-Praktiken, wie kontrollierte Feuer zur Prävention wilder Brände, schufen sie ideale Bedingungen für diese bedrohte Vogelart. Diese kontrollierten Brände schützen das empfindliche Spinifex-Grasland, das für die Nistplätze der Vögel lebenswichtig ist. Zudem überwachen die Ranger die Population von Raubtieren wie wilden Katzen, die eine besondere Gefahr für Jungvögel darstellen.
Die Entdeckung der Kolonie zeigt eindrucksvoll, wie entscheidend die Zusammenarbeit zwischen indigenen Gemeinschaften und Wissenschaftlern für den Schutz gefährdeter Arten ist. Mit ihrem tief verwurzelten Wissen über das Land und seine Ökosysteme konnten die Ngururrpa-Ranger maßgeblich dazu beitragen, diese seltenen Vögel zu schützen und ihr Überleben zu sichern.
Herausforderungen für den Nachtsittich
Trotz der vielversprechenden Entwicklungen ist der Höhlensittich nach wie vor vom Aussterben bedroht. Die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) schätzt, dass weniger als 250 geschlechtsreife Individuen existieren, mit nicht mehr als 50 Vögeln in jeder Teilpopulation. Zudem deuten aktuelle Aufzeichnungen auf einen anhaltenden Rückgang der Art hin.
Zu den größten Bedrohungen für die Papageienart zählen verwilderte Katzen und Füchse, die die ohnehin kleine Population dezimieren. Weidetiere wie Schafe, Rinder und Kaninchen verschlimmern die Situation durch Lebensraumzerstörung, Erosion und Nahrungskonkurrenz. Dingos spielen in diesem Zusammenhang eine positive Rolle, da sie verwilderte Katzen jagen und so den Höhlensittich indirekt schützen.
Zudem gefährden unkontrollierte Brände das für den Höhlensittich wichtige Spinifex-Grasland. Krankheiten wie die Schnabel- und Federkrankheit (PBFD) stellen ebenfalls ein Risiko dar. Der Klimawandel verschärft die Lage weiter durch verlängerte Dürreperioden, die den Vogel von Wasserstellen abhängig machen, an denen sich wiederum Raubtiere sammeln. Hinzu kommen menschliche Eingriffe wie illegaler Fang und Bergbau, die die Zukunft der Art zusätzlich gefährden.
Ein Blick in die Zukunft: Was kommt als Nächstes?
Um den Nachtsittich langfristig zu schützen, arbeiten indigene Ranger und Wissenschaftler daran, sein Verhalten und seine Lebensweise besser zu verstehen. Durch das Fangen und Markieren einzelner Vögel soll es möglich werden, ihre Bewegungen zu verfolgen und entscheidende Ressourcen wie Wasserstellen und Brutplätze zu identifizieren. Mit diesen Erkenntnissen lassen sich gezielte Schutzmaßnahmen entwickeln, um den Lebensraum der Vögel noch wirksamer zu schützen.
Trotz der geringen Population bietet die Entdeckung Hoffnung: Der Höhlensittich könnte überleben, wenn die richtigen Maßnahmen ergriffen werden. Dabei bleibt die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und der indigenen Bevölkerung von zentraler Bedeutung für den Erhalt dieser seltenen Vogelart.
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