Weltweit stehen zahlreiche Tierarten kurz vor dem Aussterben. Viele von ihnen sind bereits so selten geworden, dass sie in freier Wildbahn kaum noch überlebensfähige Populationen bilden. Hier werden zehn Arten vorgestellt, deren Bestand sich auf wenige Individuen reduziert hat oder die bereits als funktionell ausgestorben gelten. Diese Arten zeigen beispielhaft, wie gravierend die Folgen von Lebensraumverlust, Wilderei und Umweltzerstörung sind. Ihr Überleben hängt davon ab, ob rechtzeitig wirksame Schutzmaßnahmen ergriffen werden können.
Asiatischer Gepard

(© Raúl González Molina, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)
Der Asiatische Gepard (Acinonyx jubatus venaticus) ist eine der am stärksten bedrohten Großkatzen der Welt. Einst bewohnte diese Unterart weite Teile Südwest- und Zentralasiens – von der Arabischen Halbinsel über den Iran bis nach Indien. Doch intensive Jagd, Lebensraumverlust, der Tod bei Verkehrsunfällen und Wilderei führten zu einem dramatischen Rückgang der Population. Bereits vor rund 70 Jahren wurde der Asiatische Gepard in Indien ausgerottet.
Heute existiert die Art nur noch im Iran. Nach Angaben der iranischen Umweltschutzbehörde leben dort nur noch 17 Asiatische Geparden – acht Männchen und neun Weibchen. Sie sind auf wenige, schwer zugängliche Wüstenregionen beschränkt und kämpfen ums Überleben.
Wie die FAZ berichtete, versucht Indien inzwischen, Geparden wieder anzusiedeln. In den Jahren 2022 und 2023 wurden insgesamt 20 Geparden aus Namibia und Südafrika nach Indien gebracht. Dabei handelt es sich jedoch um Afrikanische Geparden – die eng mit der asiatischen Unterart verwandt sind, aber genetisch Unterschiede aufweisen. Ziel ist es, in ausgewählten Schutzgebieten eine freilebende Population aufzubauen. Für den Asiatischen Geparden selbst kommt diese Maßnahme allerdings zu spät – sein Überleben hängt allein von den verbliebenen Tieren im Iran ab.
Maratua-Schama

(© Adyah Ningtyas, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)
Die Maratua-Schama (Copsychus barbouri) ist ein mittelgroßer Singvogel aus der Familie der Fliegenschnäpper und kommt ausschließlich auf der indonesischen Insel Maratua nordöstlich von Borneo vor. Durch den massiven Fang für den illegalen Käfigvogelhandel gilt die Maratua-Schama auf ihrer Heimatinsel mittlerweile als funktionell ausgestorben – dort haben so wenige Tiere überlebt, dass sie keine überlebensfähige Population mehr bilden können. Es existieren höchstens noch einzelne, über die Insel verstreute Vögel.
Früher wurde die Maratua-Schama als Unterart der Weißkappen-Schama (C. stricklandii) betrachtet, heute gilt sie als eigenständige Art mit deutlichen morphologischen und genetischen Unterschieden.
Wie die ZGAP auf Instagram berichtete, ist die Ex-situ-Population im Prigen Conservation Breeding Ark (PCBA) in Indonesien mittlerweile die letzte Hoffnung für das Überleben der Art. Nur durch gezielte Nachzuchtprogramme könnte die Maratua-Schama vor der endgültigen Ausrottung bewahrt werden.
Hump-backed Mahseer

(© Pinder et. al, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons)
Der Hump-backed Mahseer (Tor remadevii) ist ein großer Süßwasserfisch aus der Familie der Karpfenfische aus dem Cauvery-Flusssystem im Süden Indiens und gilt als eine der größten Mahseer-Arten der Welt – früher erreichten einzelne Tiere über 50 Kilogramm. Heute steht die Art kurz vor dem Aussterben.
Hauptursachen sind Flussbauprojekte, Sand- und Steinabbau, Wasserverschmutzung und die Entnahme großer Wassermengen. Hinzu kommen zerstörerische Fangmethoden wie Dynamitfischen und der Einsatz von Giften. Auch die Einschleppung der verwandten Art Tor khudree setzte der Population zusätzlich zu.
Langzeitstudien belegen den drastischen Rückgang: Zwischen 2003 und 2012 brachen die Fangzahlen im Cauvery-Schutzgebiet um über 90 Prozent ein. Seit 2012 wurden dort nur noch zwei Tiere gefangen, die Fischerei wurde eingestellt. In vielen einst besiedelten Flussabschnitten gilt die Art inzwischen als ausgestorben. Die IUCN schätzt den Bestandsrückgang auf mehr als 90 Prozent innerhalb von drei Generationen. Hoffnung geben nur noch vereinzelte Nachweise junger Tiere in wenigen Nebenflüssen.
Wie der New Indian Express berichtete, laufen aktuell Schutzprojekte, um das Überleben der Art zu sichern. Ohne strenge Schutzmaßnahmen und Renaturierung der Flüsse droht dem Hump-backed Mahseer das Aus.
Malaysia-Tiger

(© Jean from Shelbyville, KY, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)
Der Malaysia-Tiger (Panthera tigris jacksoni) ist eine der am stärksten bedrohten Tiger-Unterarten weltweit. Einst lebten rund 3.000 Tiere in den Wäldern der malaysischen Halbinsel, heute sind es laut Schätzungen nur noch etwa 150 wildlebende Tiere.
Hauptursache ist die organisierte Wilderei. Laut einem aktuellen Bericht von Panthera, ZSL und der Sunway University durchstreifen vietnamesische Wilderer monatelang in Malaysias Wäldern und fangen Tiger mit Stahlschlingen. Besonders begehrt sind die Knochen, die zu einer gelatineartigen Substanz für die traditionelle Medizin (TCM) verarbeitet werden. Auch Krallen und Zähne werden als Amulette verkauft. Der Schmuggel erfolgt über vietnamesische Fischereiboote unter malaysischer Flagge – schwer zu kontrollieren und günstig für die Wilderer.
Zusätzlich bedrohen Abholzung, Krankheiten wie Hundestaupe und Afrikanische Schweinepest sowie schwindende Beutetiere den Bestand. Forscher warnen: Ohne schnelles Handeln könnte der Malaysia-Tiger bald aussterben. Gefordert sind Schutzprogramme, schärfere Kontrollen und Aufklärung in den Herkunftsregionen der Wilderer. Reine Strafverfolgung reicht nicht mehr aus.
Irawadidelfin

(© Dan Koehl, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons)
Der Irawadidelfin (Orcaella brevirostris) lebt in den Küstengewässern Süd- und Südostasiens sowie in einigen großen Flüssen wie dem Mekong, Irrawaddy und Mahakam. Die Art gilt laut IUCN als gefährdet, einzelne Populationen sind bereits vom Aussterben bedroht.
Besonders dramatisch ist die Lage im Mekong-Fluss, wo laut Schätzungen nur noch etwa 80 Tiere überleben. Auch in anderen Regionen sinken die Bestände rapide. Hauptursachen sind Beifang in Fischernetzen, Lebensraumverlust, Verschmutzung und der Bau von Staudämmen, die die Wanderwege der Tiere blockieren. Irawadidelfine sind für den Menschen oft unsichtbar – sie leben in trüben Gewässern, meiden Boote und tauchen nur kurz auf. Das macht Schutzmaßnahmen schwierig und ihre Bedrohung wenig sichtbar.
Laut The Travel warnen Experten: Ohne Schutzprogramme könnte der Irawadidelfin bald aussterben – ähnlich wie der Chinesische Flussdelfin, der bereits verloren ist. Um die Art zu retten, fordern Forscher strengere Schutzgebiete, nachhaltige Fischereipraktiken und ein Ende der Flussverbauung.
Tonkin-Stumpfnase

(© Quyet Le, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)
Die Tonkin-Stumpfnase (Rhinopithecus avunculus), auch Tonkin-Goldaffe genannt, ist einer der am stärksten bedrohten Primaten der Welt und lebt ausschließlich in Nordvietnam. Lange galt die Art in zwei Gebieten als heimisch – dem Quan-Ba-Wald und dem Khau-Ca-Schutzgebiet. Doch eine aktuelle Studie (2024) brachte bittere Gewissheit: Im Quan-Ba-Wald, wo die Tiere zuletzt 2020 gesichtet wurden, fanden Forscher im April 2024 keine Spuren mehr. Die Population dort gilt demnach als erloschen.
Damit bleibt nur noch das Khau-Ca-Schutzgebiet als letzter Rückzugsort – mit geschätzt rund 200 Tieren. Doch auch dort steht die Art massiv unter Druck: Lebensraumverlust durch Abholzung und die Ausbreitung des Kardamomanbaus sowie Wilderei bedrohen die letzten Tiere. Gejagt werden sie für Fleisch und Körperteile, die in der traditionellen Medizin Verwendung finden.
Besonders bitter: Eine genetische Untersuchung (2016) der Population in Khau Ca zeigte keinerlei genetische Variabilität in der mitochondrialen DNA. Die Tiere sind so eng miteinander verwandt, dass ihre Überlebensfähigkeit langfristig stark gefährdet ist. Zuchtprogramme oder Schutzinitiativen in Zoos fehlen bislang völlig. Ohne schnelle und gezielte Maßnahmen droht der Tonkin-Stumpfnase das Aussterben.
Madagassische Schnabelbrustschildkröte

(© Andrea Currylow, Angelo Ramy Mandimbihasina, Paul Gibbons, Daniel E Crocker, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons)
Die Madagassische Schnabelbrustschildkröte (Astrochelys yniphora), auch Angonoka genannt, ist eine der seltensten Landschildkröten der Welt. Ihr Verbreitungsgebiet beschränkt sich auf den Baie de Baly-Nationalpark im Nordwesten Madagaskars. Bereits 2016 schätzte CITES die Wildpopulation auf nur noch rund 100 erwachsene Tiere. Die Prognose sah ein mögliches Aussterben in der Wildnis bis 2018 vor. Neuere Zahlen fehlen, was die prekäre Situation der Art unterstreicht.
Hauptbedrohung ist der internationale Heimtierhandel. Immer wieder werden Tiere illegal gefangen und geschmuggelt – teils in Mengen, die fast zehn Prozent des weltweiten Bestands ausmachen. Trotz höchstem Schutzstatus nach CITES Anhang I bleibt die Nachfrage hoch. Hinzu kommen Lebensraumverlust durch Brandrodung, Buschfeuer und Landwirtschaft sowie Prädation durch eingeschleppte Buschschweine, die Eier und Jungtiere fressen. Die geringe genetische Vielfalt der wenigen verbliebenen Tiere erhöht die Anfälligkeit für Krankheiten und Umweltveränderungen.
Seit 1986 betreibt der Durrell Wildlife Conservation Trust ein Zuchtprogramm vor Ort. Über 200 Nachzuchttiere wurden inzwischen ausgewildert. Trotzdem gilt die Art laut IUCN als vom Aussterben bedroht.
Mituhokko

(© Sol Quipildor, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons)
Der Mituhokko (Mitu mitu) ist ein großer, schwarz gefiederter Vogel aus der Familie der Hokkohühner und endemisch im atlantischen Küstenwald Brasiliens. Er gilt schon lange als ausgestorben in freier Wildbahn – die letzten wild lebenden Tiere verschwanden vermutlich bereits in den 1980er-Jahren.
Hauptursachen für das Aussterben in der Natur waren massive Abholzung des Atlantischen Regenwaldes, Jagd und der Verlust seines Lebensraums durch Landwirtschaft und Siedlungsbau. Der Mituhokko bewohnte einst dichte Tieflandwälder in der brasilianischen Küstenregion des Bundesstaates Alagoas – von diesem ursprünglichen Lebensraum existieren heute weniger als fünf Prozent.
Durch Zufall überlebten einige Tiere in Gefangenschaft, nachdem in den 1970er-Jahren wenige Individuen für Zuchtprogramme gesammelt wurden. Heute existieren rund 130 bis 150 Vögel ausschließlich in menschlicher Obhut, die meisten davon in brasilianischen Zuchtstationen. Die Art gilt laut IUCN offiziell als in freier Wildbahn ausgestorben. Aktuelle Bemühungen konzentrieren sich auf Erhaltungszucht und mögliche Wiederansiedlungsprojekte, die jedoch durch den weiterhin extrem fragmentierten Lebensraum stark erschwert werden.
Berthe-Mausmaki

(© FC Casuario, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)
Der Berthe-Mausmaki (Microcebus berthae) ist der kleinste bekannte Primat der Welt und lebt ausschließlich im Menabe-Gebiet West-Madagaskars. Sein Lebensraum beschränkt sich auf die letzten Reste der trockenem Laubwälder von Kirindy und Ambadira. Früher besiedelte er auch andere Schutzgebiete, doch aus vielen davon ist die Art bereits verschwunden.
Bereits 2005 wurde die Gesamtpopulation auf maximal 8.000 erwachsene Tiere geschätzt. Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Bestände stark schwanken und die Art in degradierten Lebensräumen kaum noch vorkommt. In einem Teilgebiet des Kirindy-Waldes verschwand eine zuvor über 20 Jahre lang beobachtete Teilpopulation 2019 sogar vollständig.
Hauptursachen für den Rückgang sind Abholzung, Brandrodung für Mais- und Erdnussfelder, illegale Holzernte und Holzkohleproduktion. Die letzten Wälder des Menabe-Gebiets schrumpfen rapide – zwischen 2017 und 2019 wurden jährlich über 4.000 Hektar Wald zerstört. Zwar ging der Verlust kurzzeitig zurück, stieg 2021 aber erneut deutlich an.
Wenn die Zerstörung seines Lebensraums in diesem Tempo weitergeht, droht dem Berthe-Mausmaki innerhalb der nächsten zehn Jahre das Aussterben. Die IUCN stuft die Art seit 2019 als vom Aussterben bedroht ein. Besonders besorgniserregend: Es gibt keine Tiere in menschlicher Obhut – ein Zuchtprogramm existiert nicht.
Nördliches Breitmaulnashorn

(© Sheep81, Public domain, via Wikimedia Commons)
Das Nördliche Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum cottoni) steht kurz vor der endgültigen Ausrottung. Die letzten beiden lebenden Weibchen, Najin und Fatu, leben unter Bewachung im Ol Pejeta- Reservat in Kenia. Seit dem Tod des letzten Männchens Sudan im Jahr 2018 ist natürliche Fortpflanzung unmöglich.
Einst war die Unterart in Zentral- und Ostafrika weit verbreitet, doch jahrzehntelange Wilderei für den illegalen Horn-Handel und die Zerstörung ihres Lebensraums ließen die Bestände dramatisch einbrechen. In den 1970er-Jahren überlebten weniger als 40 Tiere im Garamba-Nationalpark (DR Kongo). Bürgerkriege und Wilderei durch bewaffnete Gruppen führten letztlich zum Kollaps der Population. Im Jahr 2009 galt das Nördliche Breitmaulnashorn offiziell als in der Wildnis ausgestorben.
Heute ruhen alle Hoffnungen auf moderner Reproduktionstechnik: Forscher haben 36 Embryonen aus Fatus Eizellen und eingefrorenem Sperma verstorbener Bullen erzeugt. Sie sollen von Südlichen Breitmaulnashörnern als Leihmütter ausgetragen werden. Im Jahr 2023 gelang der erste Embryotransfer-Versuch – ein wichtiger Schritt trotz Fehlschlag. Parallel arbeiten Wissenschaftler an Stammzelltechnologien und der Reifung unreifer Eizellen, um die genetische Basis zu erweitern. Denn die größte Herausforderung bleibt der extrem enge Genpool. Ob die Rettung gelingt, ist ungewiss.
Unterstütze diesen Blog! Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, ziehe bitte eine kleine Spende in Betracht. Jeder Beitrag, egal wie klein, macht einen Unterschied. Deine Spende ermöglicht es mir, den Blog werbefrei zu halten und auf Bezahlschranken zu verzichten, damit alle Leser freien Zugang zu den Inhalten haben. Du kannst ganz einfach über den Spendenbutton spenden oder mir ein Buch aus meiner Amazon Wunschliste schenken. Jeder Betrag zählt und wird sehr geschätzt! Vielen Dank für deine Unterstützung!