Im Oktober 2019 sammelten Forscher während einer Expedition neun kleine Fische aus dem See Abrau in der Region Krasnodar im Westen Russlands. Jüngst veröffentlichte DNA-Analysen bestätigten nun, dass es sich bei den gefangenen Fischen um die endemische Abrau-Sprotte (Clupeonella abrau) handelt, die seit 2008 nicht mehr nachgewiesen worden war.
Herausforderungen für die Abrau-Sprotte: Veränderungen im Ökosystem
Es wurde bereits vermutet, dass die Abrau-Sprotte ausgestorben sei, da das Ökosystem des kleinen Sees, der ursprünglich nur fünf einheimische Fischarten beherbergte, seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts durch die Einführung von 18 fremden Arten und durch Wasserentnahmen stark verändert wurde. Die Population der Abrau-Sprotte war bis 1996 noch zahlreich vorhanden, ging jedoch dramatisch zurück, nachdem der Zander (Sander lucioperca) in den See eingeführt wurde. Lange Zeit war unklar, ob die Spezies noch Teil der Fischfauna des Sees ist.
Um die Identität der gefangenen Fische zweifelsfrei als Clupeonella abrau zu bestätigen, verglichen die Wissenschaftler das mitochondriale Genom der modernen Proben mit einem Museumsexemplar der Abrau-Sprotte aus dem Jahr 1938. Der Unterschied zwischen den genetischen Daten der Museums- und der modernen Proben betrug 0,92 Prozent. Dadurch konnten die Forscher bestätigen, dass die Art im See noch existiert und sich fortpflanzt.
Die Abrau-Sprotte, die zur Familie der Heringe (Clupeidae) gehört, ist ausschließlich im Süßwasser des Abrau-Sees heimisch, der sich etwa 70 Meter über dem Meeresspiegel in der Nähe des Schwarzen Meeres befindet. Aufgrund ihres sehr begrenzten Verbreitungsgebiets gilt die Art als äußerst gefährdet. Sie ernährt sich vorwiegend von Krebstieren.
Eine Untersuchung des Sees im Jahr 2006 ergab, dass nur noch sehr wenige Abrau-Sprotten vorhanden waren, weshalb die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Fischart als „vom Aussterben bedroht“ einstuft.
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