kupferfadenelfe
Eine Illustration der Vogelart Kupferfadenelfe aus dem Jahr 1861 von John Gould für das Buch A Monograph of the Trochilidae, or Family of Humming-Birds Volume 3. John Gould, Public domain, via Wikimedia Commons)[

Kupferfadenelfe

Die Kupferfadenelfe – Eine eigenständige Art?

Die Weltnaturschutzorganisation IUCN listet die Kupferfadenelfe unter ‚Datenlage unzureichend‘. Der Grund: Die Vogelart ist nur von zwei Exemplaren, die vor 1852 in Bolivien gesammelt wurden, bekannt. Im 20. Jahrhundert wurde die Kupferfadenelfe weder beobachtet noch gesammelt, weshalb sich Forscher uneinig sind, ob es sich bei ihr überhaupt um eine eigenständige Art handelt.

Eine Theorie besagt, dass es sich schlicht und einfach um nicht ausgewachsene Exemplare oder eine Varietät der Diskuselfe (Discosura longicaudus) handelt, eine noch heute in Südamerika weitverbreitete Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae). Andere Wissenschaftler nehmen an, es ist eine Hybride – also eine Kreuzung zweier verschiedener Arten, Gattungen, Unterarten oder Rassen. Und wiederum andere halten die Kupferfadenelfe für eine eigenständige Art, die heute ausgestorben ist.

Der amerikanische Ornithologe Gary R. Graves spricht sich in Taxonomic Notes on Hummingbirds. Popelairia letitiae is a valid species (1999) dafür aus, dass es sich bei der Kupferfadenelfe um eine echte Art handelt. Die Farbe der Federn und der Körperbau würden darauf hinweisen, dass die Kupferfadenelfe keine nicht ausgewachsene Form oder geografische Varietät der Diskuselfe sei. Möglich sei aber, dass Diskus- und Kupferfadenelfe Schwestertaxone sind beziehungsweise füreinander die nächsten Verwandten. Für die Existenz einer Hybridform gibt es laut Graves ebenso keinerlei Beweise.

Kupferfadenelfe – Steckbrief
lateinische Namen Discosura letitiae, Popelairia letitiae, Gouldia laetitiae, Trochilus letitiae
englische Namen Coppery Thorntail, Letitia’s Thorntail, Letitia’s Coquette
ursprüngliches Verbreitungsgebiet Bolivien
Zeitpunkt des Aussterbens um 1852 oder später
Ursachen für das Aussterben
Lebensraumverlust

Kupferfadenelfe vermutlich im Amazonastiefland heimisch

Der Herkunftsort der beiden vor 1852 gesammelten Exemplare der Kupferfadenelfe wurde nur sehr ungenau mit Bolivien angegeben. Graves vermutet, die Vogelart habe in den kaum ornithologisch erfassten Amazonastiefland in Nord- oder Nordost-Bolivien gelebt.

Er stützt seine Annahme darauf, da es dort auch eine andere dokumentierte Vogelart dieser Gattung, die Brustband-Fadenelfe (Discosura langsdorffi), gibt. Diese lebt im äußersten Nordwesten. Und drei der anderen vier Popelairia– beziehungsweise Discosura-Arten kommen ebenfalls in Tiefländern vor.

Allerdings ist es sogar möglich, dass die Exemplare aufgrund des damaligen Handels mit Vogelbälgen gar nicht aus Bolivien stammen, so Graves. Zudem haben sich im frühen 19. Jahrhundert die internationalen Grenzen geändert, sodass einige Teile des Amazonas, die einst zu Bolivien gehörten, heute Teil von Brasilien sind.

Zu Ehren von Laetitia de Gallo benannt

Die beiden Franzosen Jules Bourcier, ein Naturforscher, und Étienne Mulsant, ein Vogelkundler, beschrieben die Kupferfadenelfe 1852 zunächst unter dem lateinischen Namen Trochilus letitiae in ihrem Aufsatz Description de quelques nouvelles espèces d’oiseaux-mouches.

Später ordneten Sie die Art der Gattung Discosura zu; eine Gattung der Kolibris. Der Artname letitiae wurde übrigens zu Ehren einer Dame namens Laetitia de Gallo vergeben, eine Enkelin des italienischen Zoologen und Ornithologen Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte.

Warum die Kupferfadenelfe ausgestorben ist, ist unbekannt. Die IUCN vermutet, dass die Vogelart dem Lebensraumverlust zum Opfer fiel, insofern diese tatsächlich im Amazonastiefland heimisch war.

Neben der Kupferfadenelfe sind noch drei weitere Kolibri-Arten höchstwahrscheinlich ausgestorben: Der Türkiskehl-Höschenkolibri wurde um 1850 das letzte Mal gesichtet. Der Gouldsmaragdkolibri wurde 1860 vom Vogelkundler und Tiermaler John Gould beschrieben. Die Art ist nur von einem Exemplar bekannt. Und der Bracesmaragdkolibri (Chlorostilbon bracei) starb möglicherweise Ende des 19. Jahrhunderts aus und ist nur durch ein einzelnes Exemplar bekannt, das 1877 erlegt wurde.

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