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Eine Rekonstruktion des Dodos aus dem Oxford University Museum of Natural History. Ballista, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Dodo

Dead as a dodo

Der mit den Tauben verwandte Dodo oder die Dronte – das wohl bekannteste ausgestorbene Tier und Paradebeispiel für eine durch den Menschen ausgerottete Tierart. Rezeptionen des Vogels etwa in Literatur und Malerei sind häufig, so etwa im dritten Kapitel des Kinderbuches Alice im Wunderland (1865) von Lewis Carroll oder in den Gemälden des flämischen Malers Roelant Savery (1976/78 – 1639).

Es mutet seltsam an, dass gerade der Dodo immer wieder aufgegriffen wird, zumal wir gar nicht so viel über ihn wissen und es weltweit kein vollständig erhaltenes Dodo-Skelett gibt. Über die Laute, die er machte, sein Aussehen, sein Verhalten und selbst über den Ursprung seines Namens kann nur spekuliert werden.

Dodo – Steckbrief
alternative BezeichnungenDronte, Doudo, Dudu, Walckvogel
wissenschaftliche NamenRaphus cucullatus, Didus ineptus
englischer NameDodo
ursprüngliches VerbreitungsgebietMauritius (Maskarenen, Indischer Ozean)
Zeitpunkt des Aussterbens1690
Ursachen für das AussterbenBejagung, auf Insel eingeschleppte Tiere

Rekonstruktion des Aussehens der Dronte anhand von Bildern und Berichten

dodo van neck
Zeichnung der Dronte von Carolius Clusius (1605). Es handelt sich um eine Kopie einer Illustration aus van Necks Berichten. (© Carolius Clusius, after van Neck, Public domain, via Wikimedia Commons)

David Quammen verweist in seinem Sachbuch Der Gesang des Dodo (1996) auf den vermutlich ältesten Bericht über die Dronte. Dieser stammt vom holländischen Seefahrer Jacob Cornelius van Neck, der bei einer Expedition 1598 die Insel Mauritius erreichte:

„(…) eine große Art, größer als unsere Schwäne, mit dickem Kopf, der zur Hälfte von haubenähnlicher Haut bedeckt ist. Diesen Vögeln fehlen die Flügel, an deren Stelle es drei oder vier schwärzliche Federn gibt. Der Schwanz besteht aus ein paar schmalen, gebogenen Federn von grauer Farbe.“

Nur anhand von alten Berichten, wie dem von van Neck, und (nicht immer realistischen) Bildern lässt sich rekonstruieren, wie die Dronte ausgesehen haben mag. Ziemlich sicher ist, der Dodo war mehr als einen Meter groß und konnte ein Gewicht von über 20 Kilogramm erreichen. Er hatte einen großen, mehr als 20 Zentimeter langen Schnabel und nur sehr kleine Flügel. Aufgrund deren Größe, war der Vogel nicht in der Lage zu fliegen.

Manchmal beschrieben Seefahrer die Vögel als eher hässlich, nur mit Flaum bedeckt, dann wiederum lobten sie ihre prächtigen Schwanzfedern. Wieso die Berichte von Seeleuten derart voneinander abweichen, konnte Delphine Angst 2017 in einer Knochenstudie der University of Cape Town in Südafrika herausfinden:

An den Knochen hat die Wissenschaftlerin den Lebensrhythmus der Dronte abgelesen. Zum Beispiel hat sie die Zeit der Mauser erkannt und die Vögel warfen ihre Federn wahrscheinlich im März ab, was auch die Berichte erklärt, nach denen der Dodo kaum Federn besitzt.

Dodo: Keine Delikatesse, aber trotzdem bejagt

Dass die Dronte flugunfähig war, war eigentlich nicht weiter schlimm, denn der auf Mauritius heimische Vogel hatte dort keine Fressfeinde – bis zu dem Zeitpunkt, als die Seefahrer die Dronte auf ihren Speisezettel mit aufnahmen.

Bei van Neck heißt es im Bericht weiter: „Wir nennen sie Walckvögel, und zwar aus dem Grund, weil sie immer ungenießbarer werden, je länger man sie kocht.“ Der holländische Begriff Walckvogel heißt übersetzt so viel wie widerlicher, geschmackloser oder kränklicher Vogel.

Das klingt nicht danach, als wäre die Dronte eine Delikatesse gewesen. Aus unterschiedlichen Berichten geht jedoch hervor, dass sich das Fleisch hervorragend als Proviant für lange Seereisen eignet. Es heißt auch, dass die Eier des Dodos massenhaft von Seeleuten gegessen wurden.

Der Hauptgrund für das Aussterben war ein anderer

gipsabdruck dodo
Gipsabdruck von Kopf und Fuß eines Dodos aus dem Booth Museum of Natural History in Brighton, England. (© Ed Schipul from Houston, TX, US, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)

Man kann davon ausgehen, dass das Verspeisen des flugunfähigen Riesenvogels durch Seefahrer, nicht einzig zum Aussterben der Art geführt hat. Aber Schuld war der Mensch trotzdem, denn er schleppte Ratten und verwilderte Haustiere wie Affen oder Schweine auf die Insel ein. Die Tiere zerstörten die sich am Boden befindlichen Nester des Dodos und fraßen die Eier.

Eben weil sie ursprünglich keine Fressfeinde auf Mauritius hatte, besaß die Dronte kein Verteidigungs- oder Fluchtverhalten. Dies machte sie zu einer leichten Beute für die Seereisenden.

Wann genau der Vogel ausgestorben ist, ist nicht bekannt. Es gibt aber einen letzten Bericht von 1690, in welchem der Engländer Benjamin Harry von einem Dodo auf Mauritius berichtet. Auch die IUCN nimmt an, dass die Vogelart nach 1690 nicht mehr existierte. Angebliche spätere Berichte über Sichtungen beziehen sich vermutlich auf die heute ausgestorbene Mauritius-Ralle (Aphanapteryx bonasia).

Im Jahr 2006 fand das Forscherteam um Kenneth Rijsdijk auf Mauritius ein Massengrab mit Dodo-Knochen, anderen Tierknochen und Pflanzensamen, so ein Artikel der BBC. Diesen Fund werteten die Experten als Zeichen für einen möglichen weiteren Hinweis auf das Aussterben der Dronte. Eine Naturkatastrophe – ein Zyklon oder das plötzliche Ansteigen des Meeresspiegels – noch vor Ankunft der Menschen auf der Insel könnte einen großen Teil der Population ausgelöscht haben.

Gibt es mehr als nur eine Dronten-Art?

weißer dodo
Bild von Pieter Holsteyn II des nicht existierenden Weißen Dodo aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. (© Pieter Holsteyn II, Public domain, via Wikimedia Commons)

Aus älteren Quellen geht hervor, dass es drei Dodo-Arten gegeben hat, so etwa in Igor Akimuschkins Buch Vom Aussterben bedroht?. Diese drei Arten sollen auf der Inselgruppe der Maskarenen, wozu Archipels, Mauritius, Réunion und Rodrigues gehören, gelebt haben. Als Arten werden neben dem Dodo genannt: der Rodrigues-Solitär und der Réunion-Solitär (Ornithaptera solitaria) oder Weißer Dodo (Raphus solitarius).

Ein Forscherteam der Oxford University um die amerikanische Biologin Beth Shapiro fand in einer Studie 2002 mittels eines DNA-Vergleichs heraus, der Dodo ist lediglich nah verwandt mit dem bereits ausgestorbenen Rodrigues-Solitär und der noch heute existierenden, flugunfähigen Kragentaube (Caloenas nicobarica).

Den bereits erwähnten Weißen Dodo gab es nach neueren Erkenntnissen nie. Wissenschaftler gehen davon aus, dass er vermutlich identisch mit dem ebenfalls ausgestorbenen und auf Réunion beheimateten Réunion-Ibis ist.

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